„Wir sind die erste Generation, die nicht mehr um die Gleichberechtigung auf dem Papier kämpfen muss; NUR um ein eigenes Selbstverständnis.“ Sandra Hüller, 28, Schauspielerin in der zeit-online Reihe „Wir brauchen einen neuen Feminismus“.
Im Glanze des Dortmunder Rathaussaals „Westfalia“ füllten sich am Freitag zu Feierabend die Sitzreihen mit Frauen jeden Alters und unterschiedlichster Lebensaufgaben, um sich genau dieser Aufgabe zu stellen, ein eigenes Selbstverständnis zu definieren.
Auf dem Podium saßen drei geladene Diskutantinnen, die jede mit ihren eigenen Ansätzen ihre Rolle als Frau erfolgreich und wegweisend ausfüllen.
Cornelia Benninghoven, freie Journalistin mit Feminismusexpertise und Moderatorin des Abends, hat diese Ansätze mit den drei Frauen herausgearbeitet:
Woran wachsen Frauen? Wie kann Führung weiblich werden?
Maria Anna Kreienbaum beschreibt ihre Rolle selbst als „Regisseurin der herausfordernden Erfahrungen“.
„Wir müssen jungen Menschen und insbesondere jungen Frauen nicht beibringen, wie das Leben bewältigt werden kann, wie Mut entsteht, Führungs- und Entscheidungsstärke. Wir müssen es sie erfahren lassen. Wir müssen Herausforderungen schaffen an denen Charaktere wachsen können.“ Maria Anna Kreienbaum tut dies, indem sie ihre StudentInnen mitnimmt zur Projektarbeit in Zambia. Die Strategie geht auf. Viele, der Reisenden haben die ersten Sprossen der Karriereleiter bereits erklommen. Zentral ist jedoch, dass die Frauen, die einmal oben sind, auch Frauen fördern.
Gabriele Hantschel, Servicemanagerin in der IT-Branche weiß, dass es wichtig ist, die eigene Arbeitskraft nur dort einsetzen, wo Frauen etwas aus dem System zurück bekommen. Die gut ausgebildete Frau – und das sind viele – sollte sich ihres Wertes bewusst sein und die Firmen, in denen sie arbeiten will, gut auswählen. Findet Frauenförderung statt, gibt es Teilzeitmodelle und flexible Arbeitszeiten, Kinderbetreuung?
Um sich zu etablieren und Arbeitskultur mitzuprägen, ist es wichtig sich innerhalb eines Betriebes gut zu vernetzen, die Bildung sogenannter Mixed-Leadership-Teams (Teams in denen Männer und Frauen gleichberechtigt leiten) zu initiieren. Vernetzung – das ist das zentrale Element in Gabriele Hantschels Strategie ihre Rolle zu gestalten und Unternehmenskultur zu verändern. Sie ist in mehreren Social-Networks, wie zum Beispiel der Internetplattform „Xing“, aber auch in der Helga Stödter-Stiftung, die zum Ziel hat Frauen in Führungspositionen zu bringen.
Katja von der Bey, Genossin der WeiberWirtschaft Berlin setzt anders an. Sie hat vor Jahren, gemeinsam mit 1600 Frauen ein Gründerinnenzentrum für 18 Millionen Euro gekauft – ein gewaltiges Netzwerk also, dem sich die Genossinnen zugehörig fühlen. Für sie sind die Stichworte ihres Erfolges „von unten“, „selbstbestimmt“, „gemeinsam“ und „Mut haben“. Ein konkretes Beispiel für die „Gemeinschaft“ ist auch die Erfahrung, dass geteilte Macht auf Führungsposten funktioniert.
Festzustellen ist: Frauen gründen besser vorbereitet und gehen daher seltener Pleite. Beim Gründen steht trotzdem weniger häufig das Geldverdienen selbst im Vordergrund, sondern die Möglichkeit die Gestaltungsmacht über die Lebensbalance zwischen Job, Freizeit und Familie selbst zu haben.
Was ist Macht?
Katja von der Bey: Macht ist Gestaltungsmacht, etwas zu schaffen, die Kräfte von vielen zusammenzubringen.
Gabriele Hantschel: In Verantwortung zu stehen, Entscheidungen zu treffen, etwas zu bewegen und verändern.
Maria Anna Kreienbaum: Ich weiß, dass ich sie habe. Aber ich muss die anderen immer wieder für mich gewinnen. Ich bin diejenige, die Gräben überbrückt, Menschen und Interessen zusammenbringt. Ohne diese Vermittlung ist meine Macht irrelevant.
Dies sind zwei Fragen und sechs Antworten, die wie viele weitere Aspekte, im Plenum und beim anschließenden Vernetzungsimbiss eine wichtige Rolle spielten.
Wer weiter ins Thema Frauen und Ermächtigung auf der politischen Ebene einsteigen will. Wir empfehlen das Buch „Die Hälfte der Macht im Visier“.